Wenn Klienten zum ersten Mal zum Hypnose-Coaching zu mir kommen, frage ich meistens: „Warst Du schon in Hypnose?“
In vielen Fällen bekomme ich dann prompt die Antwort: „Nein, noch nie!“
Das denkst Du vielleicht… tatsächlich sind wir sehr oft in Hypnose, das heißt, in einem Trancezustand. Das ist uns aber meistens nicht bewusst.
Ein Beispiel: Du siehst Dir einen spannenden Film an, die Handlung nähert sich gerade dem Höhepunkt und Du kannst gar nicht erwarten zu sehen, wie es weitergeht. In diesem Moment öffnet sich die Zimmertür und ein Familienmitglied betritt den Raum. Du nimmst das zwar wahr, bist aber völlig auf den Film fokussiert und hörst gar nicht, dass gerade eine Frage an Dich gerichtet wurde. Vielleicht wiederholt die Person die Frage mehrfach und immer lauter, bis Du wahrnimmst, dass gerade jemand mit Dir spricht.
Das ist ein Trancezustand. Du bist hellwach, Du könntest theoretisch auch den Blick vom Bildschirm abwenden und Dich der Person, die gerade das Zimmer betreten hat, zuwenden – aber Du tust es nicht. Weil Dein Fokus völlig auf den Film gerichtet ist.
Andere Beispiele für das Eintreten von Trancezuständen sind längere Autofahrten, spannende Bücher, Videospiele, etc.
Es gibt auch Trancezustände, in die wir uns ohne äußerliche Reize hineinversetzen. Das können angenehme Trancen sein, wie Prüfungsangst, die Nervosität vor dem Gespräch über eine Gehaltserhöhung oder das unangenehme Gefühl vor einem ernsten Beziehungsgespräch. In all diesem Fällen sehen wir die Situation schon wie einen Film ablaufen und das negative Gefühl dazu stellt sich ein… obwohl die reale Situation noch gar nicht eingetreten ist und wir uns im Moment eigentlich noch gut fühlen könnten.
Angenehme Trancen können beim Buchen des langersehnten Urlaubs entstehen – wir sehen uns schon am Strand unter Palmen in der wärmenden Sonne liegen und bemerken für einen Augenblick gar nicht, dass wir noch im winterlichen Mitteleuropa in der Kälte sitzen. Oder beim Kauf des Brautkleides erleben viele Bräute eine Trance und sehen sich schon den Gang zum Altar beschreiten.
Besonders gut macht sich die Werbeindustrie unsere Fähigkeit, rasch in Trancezustände zu gehen, zunutze. Indem Inhalte auf Metaphernebene oft wiederholt werden, kann es passieren, dass wir Produkte kaufen, die wir gar nicht brauchen und die vor der Werbung noch völlig uninteressant für uns waren.
Hypnose hat nichts mit einem Tiefschlaf ähnlichen Zustand zu tun. Wir sind dabei nicht willenlos und ausgeliefert. Wenn wir erkennen, in welcher Art von Trance wir uns gerade befinden, können wir auch wieder aussteigen (oder aber die Trance intensivieren, falls sie angenehm ist)
Es kann sehr interessant sein, wenn Du Dich selbst beobachtest, in welchen Situationen Du in Trancezustände kippst, wie intensiv diese Trancen sind und wie Du sie bewusst steuern kannst.